Oktober – Monat der gesunden Haut

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Oktober – Monat der gesunden Haut
Interview mit Diplom-Ökotrophologin Sonja Lämmel
Datum: 10.10.2012 | Kategorie: Interviews Von: T.K.
Kontaktallergien, Reinigungsmittel, Kosmetika – die menschliche Haut ist täglich zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Unsere Haut bedarf daher einer sanften aber intensiven Reinigung und Pflege. Doch „gesunde Haut”“ ist leichter gesagt als getan, sind die vielfältigen Belastungen und Reize für den Menschen in der Regel doch nicht zu überblicken. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) e. V. macht den Oktober 2012 daher zum „Monat der gesunden Haut”“ und bietet Ratsuchenden und Interessierten einen telefonischen Informationsdienst zur nachhaltigen Hautgesundheit. Nickelfrei.de führte unlängst ein Interview mit Diplom-Ökotrophologin und DAAB-Pressesprecherin Sonja Lämmel.

Nickelfrei.de: Welchen Belastungen ist die menschliche Haut täglich ausgesetzt?

Sonja Lämmel (DAAB)Lämmel: Die Haut ist mit ca. 2 m² das größte menschliche Organ. Sie schützt uns vor Hitze, Kälte und Strahlung, hilft bei der Regulation der Körpertemperatur, federt Druck und Reibung ab und wehrt darüber hinaus Krankheitserreger wie auch Chemikalien ab. Die Haut hat die Funktion eines Schutzschildes aus Horn, so dass unser Körper nicht austrocknet. Wird die Belastung für die Haut zu groß oder ist die Schutzfunktion nicht mehr intakt, können Kontaktallergien entstehen. 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind sensibilisiert und reagieren allergisch auf mindestens eines der häufigsten Kontaktallergene, so die Schätzung des Informationsverbundes der Dermatologischen Kliniken (IVDK).
Unter einer Kontaktallergie versteht man eine allergische Reaktion vom verzögerten Typ (Typ IV). Die allergische Reaktion ist auf den Hautbereich begrenzt, der einen direkten Kontakt mit dem Allergieauslöser hatte. Bei bestehender Sensibilisierung treten hier die allergischen Symptome wie Rötung, starker Juckreiz, Schwellung, Bläschen, nässender Ausschlag oder Hautschuppung 24 bis 72 Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen auf.

Im Prinzip kann jeder Kosmetikinhaltsstoff eine Allergie oder Unverträglichkeit auslösen. Zu den häufigsten Auslösern einer Kosmetikallergie zählen Duftstoffe, Perubalsam, Konservierungsstoffe wie Methylisothiazolone, Methyldibromoglutaronitril, Parabenen, aber auch Lanolin und seine Derivate, Kolophonium, Haarfärbemittel wie p-Phenylendiamin und Emulgatoren wie Amerchol. Es sind an sich weitgehend harmlose, für das Produkt wichtige Inhaltsstoffe, die die Haltbarkeit oder den Geruch beeinflussen. Ob ein Konservierungsstoff oder ein Duftstoff eine Allergie auslösen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der allergenen Potenz der eingesetzten Stoffe, aber auch der individuellen Allergiebereitschaft der Anwender, die zum Teil genetisch bedingt ist. Eine geschädigte Haut – z. B. durch häufigen Kontakt mit Wasser und Putz- oder Reinigungsmitteln – kann ebenfalls eine Allergieentstehung begünstigen.

 

Nickelfrei.de: Laut Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) können Allergiker die für sie relevanten Allergene aufgrund mangelnder Aufklärung oftmals nicht meiden. Wie bewerten Sie die Situation, was muss sich ändern?

Bewuster Leben mit KontaktallergienLämmel: Eine Meidung potentieller Allergieauslöser ist dann möglich, wenn der Betroffene weiß, worauf er allergisch reagiert und die entsprechenden Begriffe kennt. In Verbindung mit der Kennzeichnung der Inhaltsstoffe auf der Produktverpackung (International Nomenclature of Cosmetic Ingrediens, kurz INCI) können Allergiker die für sie problematischen Stoffe bereits vor dem Kauf erkennen. Einschränkungen der Kennzeichnung gibt es bei den Duftstoffen, denn sie sind auf der Verpackung meist unter der Sammelbezeichnung „Parfum”“, „Fragrance”“ oder „Flavour”“ zu finden. Doch die 26 Duftstoffe, die durch ihr Allergiepotenzial aufgefallen sind und beim Verdacht auf Duftstoffallergie in Standarttests erfasst werden, werden mit ihren INCI-Bezeichnungen auf der Produktverpackung angegeben – so die Theorie.
In der Praxis fällt das Erkennen der problematischen Inhaltsstoffe oftmals schwer. Die Allergieauslöser müssen übersetzt werden und mit der Lupe auf den Verpackungen identifiziert werden. Hier wäre eine deutlichere Kennzeichnung wünschenswert. Ein hilfreiches Instrument ist der Ratgeber „Bewusster leben mit Kontaktallergien”“ (Nickelfrei.de berichtete unlängst über den Ratgeber), der als kleine Übersetzungshilfe dient und kostenfrei beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) bestellt werden kann.

 

Nickelfrei.de: Der Deutsche Allergie- und Asthmabund hat den Oktober 2012 zum „Monat der gesunden Haut”“ erklärt. Welche Idee steckt hinter dem ambitionierten Projekt?

Lämmel: Gesunde Haut ist etwas, das sich wohl jeder Mensch wünscht. Aber es ist nicht immer einfach, die Haut gesund und sanft zu reinigen und pflegen. Denn von Hausmitteln über Kontaktallergien, von Duftstoffen bis Kosmetika – die Haut ist vielfach Belastungen ausgesetzt, die der Mensch in der Regel gar nicht alle überblicken kann. Der DAAB möchte mit dem Aktionsmonat das Thema der Kontaktallergien in den Fokus stellen und Aufklärung leisten. Hierzu beleuchten wir Themen wie die Kennzeichnung von Kosmetika in Bezug auf Begriffe wie hypoallergen, Kinderkosmetik, Naturkosmetik, Duftstoffe und Kinderspielzeug. Entsprechende Informationen finden Interessierte auch auf der Homepage des Deutschen Allergie- und Asthmabundes www.daab.de.

 

Nickelfrei.de: Wann können Interessierte und Ratsuchende die Experten des DAAB erreichen?

Lämmel: Vom 1. bis 31. Oktober stehen montags bis donnerstags von 9.00 bis 13.00 Uhr Fachleute telefonisch zur Verfügung. Interessierte erreichen die Experten unter der Telefonnummer 0 18 05 / 05 21 21. Der Anruf kostet 14 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen.

 

Nickelfrei.de: Allergiker bedürfen einer umfassenden Aufklärung bzgl. Allergenen, deren Vorkommen sowie möglichen Alternativen. Ergänzend zur ärztlichen Beratung werden entsprechende Informationen zunehmend auch aus dem Internet bezogen. Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang Bedarf und Nutzen seriöser Gesundheitsportale wie Nickelfrei.de?

Lämmel: Für Kosmetika liegen dank der Deklarationspflicht für Inhaltsstoffe bereits umfassende, wenn auch schwer verständliche Information vor. Für zahlreiche Alltagsprodukte wie Büromaterialien, technische Geräte, Spielzeug oder Textilien sind entsprechende Informationen von den Händlern bzw. Herstellern jedoch nur schwer zu beziehen. Gesundheitsportale wie Nickelfrei.de dienen hier als wichtige und seriöse Informationsquelle. Das Portal bietet Ratsuchenden kompetente Entscheidungshilfen und setzt sich mit aktuellen Aspekten der Gesundheitspolitik auseinander – ein idealer Service, nicht nur für Allergiker.

 

Das Interview wurde geführt von Tobias Kemper.

Hinweis: Der Ratgeber „Bewusster leben mit Kontaktallergien”“ kann kostenlos beim Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. sowie in begrenzter Stückzahl auch direkt bei uns angefordert werden (kontakt(at)nickelfrei.de).