Bei Anruf Ausschlag – hoher Nickelgehalt in Mobiltelefonen

Aktuelle Studie warnt:
Bei Anruf Ausschlag – hoher Nickelgehalt in Mobiltelefonen
Datum: 26.01.2012 | Kategorie: Verbraucherschutz Von: T.K.
Der Nickelanteil in Konsumartikeln wird mittels konkreter EU-Richtlinien geregelt. Einige Handyhersteller scheinen die europäischen Vorgaben jedoch strikt zu ignorieren.

Statistisch gesehen besitzt jeder Deutsche 1,3 Mobiltelefone. Handys sind zum unverzichtbaren Bestandteil unseres Alltags geworden, in einigen Berufsgruppen gar notwendiges Business-Tool. Jedoch vermuten Mediziner in der gehäuften Handynutzung einen nicht unerheblichen Grund für die zunehmende Prävalenz der Nickelallergie. Das Inkrafttreten konkreter EU-Richtlinien zum Nickelanteil in Konsumartikeln soll dieser bedenklichen Entwicklung seit dem Jahr 2009 entgegenwirken.

Die sogenannte REACH-Verordnung (EU-Verordnung 1907 / 2006, Anhang XVII, Eintrag 27) erlaubt Erzeugnissen, die für einen direkten und längerfristigen Hautkontakt bestimmt sind, eine maximale Nickel-Freisetzungsrate von 0,5 Mikrogramm pro Quadratzentimeter und Woche. Eine aktuelle Studie aus Dänemark (Jensen P et al., 2011) nährt jedoch den Verdacht, einige Handyhersteller würden die gesetzlichen Vorgaben vollends ignorieren.
Getestet wurden 50 zufällig ausgewählte, aktuell erhältliche Handymodelle verschiedener Anbieter. Für die Untersuchung wurden die Geräte einem DMG-Test unterzogen: Hierbei wird ein in der Chemikalie Dimethylglyoxim (DMG) getränkter Wattebausch für ca. 20 Sekunden über den zu testenden Metallgegenstand gerieben – liegt die Nickel-Freisetzungsrate über dem tolerierten Grenzwert von 0,5 µg / cm² / Woche, verfärbt sich die Watte anschließend rosa.

Hoher Nickelgehalt bei HTC und Samsung

Wie die Untersuchungsergebnisse der Forschungsgruppe um Dr. Peter Jensen (Hellerup) zeigen, ist der Anteil nickelfreisetzender Mobiltelefone in etwa genauso hoch wie vor Inkrafttreten der Verordnung (bereits 2009 konnte ein ähnlicher Wert in diversen vergleichbaren Studien ermittelt werden). Insgesamt 9 der 50 getesteten Modelle (18 %) reagierten positiv auf den Nickeltest. Auffällig: Die betroffenen Geräte stammen allesamt von den Herstellern HTC und Samsung, wobei insbesondere Metallgehäuse und –rahmen, das Kameraobjektiv sowie diverse Tasten das allergene Metall freisetzen. Die geprüften Modelle der Anbieter Apple, LG, Nokia, Sony Ericsson, Blackberry und Garmin erwiesen sich dagegen als unauffällig.

Nickelallergiker sollten in Erwägung ziehen, auf Geräte der betroffenen Hersteller zu verzichten. Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass der DMG-Test zwar eine hohe Spezifität von 98 Prozent aufweist, die nickelbezogene Sensitivität allerdings unter 60 Prozent liegt. Somit ist es durchaus möglich, dass der eigentliche Anteil nickelfreisetzender Handymodelle deutlich über 18 Prozent liegen könnte.

Literatur: EU-Verordnung 1907 / 2006 (REACH-Verordnung), Anhang XVII, Eintrag 27 • Contact Dermatitis 2011; 65:354-358 • Ärzte Zeitung 12 / 2011