Handschuhe bei Nickelallergie wirklich hilfreich?

Handschuhe bei Nickelallergie wirklich hilfreich?
Vulkanisierungsbeschleuniger bedingen Kontaktallergie
Datum: 15.08.2012 | Kategorie: Verbraucherschutz Von: T.K.
Handschuhe ermöglichen Nickelallergikern einen beschwerdefreien Umgang mit nickelhaltigen Erzeugnissen. Dennoch ist beim Tragen Vorsicht geboten – auch die enthaltenen Vulkanisierungsbeschleuniger können Kontaktallergien auslösen.

Schutzhandschuhe werden von Nickelallergikern häufig als Hilfsmittel herangezogen, um einen beschwerdefreien Umgang mit nickelhaltigen Erzeugnissen zu gewährleisten. Insbesondere im Berufsalltag finden Handschuhe als „Nickelbarriere”“ häufige Verwendung. Doch Vorsicht: Auch der Handschuh selbst bzw. die verwendeten Materialien – üblicherweise Gummi oder Latex – gelten als potenzielle Auslöser einer Kontaktallergie!

 

Gummiallergene bedingen Kontaktallergie

Schutzhandschuhe werden in der Regel aus synthetischem Gummi oder Naturlatex hergestellt. Während des Produktionsprozesses erfolgt der Einsatz von Akzeleratoren – sogenannten Vulkanisierungsbeschleunigern, wie z. B. Dithiocarbamate, Guanidine, Mercaptobenzothiazole, Thioharnstoff oder Thiurame. Geringe Mengen dieser Stoffe sind auch im fertigen Erzeugnis nachweisbar und gelangen so unweigerlich mit der menschlichen Haut in Berührung. Diese abgegebenen Partikel können in der Folge ganz erheblich zur Entstehung einer Kontaktallergie beitragen, warnen Wissenschaftler der Universität Göttingen. Insbesondere Thiurame gelten als Indikator einer Gummisensibilisierung.

Die Experten hatten unlängst in einer retrospektiven Analyse die Entwicklung entsprechender Kontaktallergien in den vergangenen zehn Jahren untersucht. Als Berechnungsbasis wurden Daten des Information Network of Departments of Dermatology (IVDK) – ein von Deutschland, Österreich und der Schweiz etabliertes Informationsnetzwerk zur epidemiologischen Untersuchung von Kontaktallergien – herangezogen. Diese ermöglichten einen umfassenden Datenabgleich von 56 dermatologischen Abteilungen seit dem Jahr 2002.

 

Medizinisches Personal häufig betroffen

01Tatsächlich hat sich die Zahl beruflich bedingter Kontaktsensibilisierungen durch Vulkanisierungs- beschleuniger sowie das Verteilungsmuster der einzelnen Allergene in den letzten zehn Jahren kaum verändert, so das mahnende Ergebnis der wissen- schaftlichen Auswertung. Insgesamt 3.448 Dermatitis-Patienten wurden auf eine mögliche „Handschuh-Allergie”“ getestet. Mit einer positiven Responder-Rate von rund 31 Prozent war zumeist medizinisches Personal betroffen, gefolgt von Reinigungskräften, Mechanikern und Frisören. Auch der spezifische Test verschiedener Vulkanisierungsbeschleuniger ergab konstante Werte für den Untersuchungszeitraum: Bis zu 15 Prozent zeigten eine allergische Reaktion auf Thiurame, gefolgt von Dithiocarbamaten (3,5 %) und Mercaptoben- zothiazole (3 %) sowie Guanidin (1,3 %). Reaktionen auf Thioharnstoff waren mit 0,4 Prozent dagegen relativ selten.

 

Verbraucherschutz durch Deklarationspflicht

Für den Verbraucher ist es anhand des Verpackungsaufdrucks kaum möglich, die bei der Herstellung eingesetzten Vulkanisierungsbeschleuniger zu identifizieren – denn eine eindeutige Deklaration ist für Schutzhandschuhe derzeit nicht gesetzlich geregelt. Die Wissenschaftler der Universität Göttingen fordern daher eine Deklarationspflicht für entsprechende Erzeugnisse. Diese wäre überaus sinnvoll, könnten Allergiker so doch für sie ungeeignete Handschuhe meiden und auf andere Angebote ausweichen.
Dem angekündigten Bestreben der Industrie, die Herstellungsverfahren deutlich verträglicher zu gestalten, sind bis dato leider keine Taten gefolgt – zumindest spiegeln sich diese in den aktuellen Berechnungen zur „Handschuh-Allergie”“ (noch) nicht wider.

 

Fazit

02Liegt eine Nickelallergie vor, sollte der Kontakt mit nickelhaltigen Erzeugnissen nach Möglichkeit gemieden werden. Ist dies – beispielsweise berufsbedingt – nicht immer möglich, sind Handschuhe ein praktisches Hilfsmittel, um einen beschwerdefreien Umgang mit Nickel zu ermöglichen. Treten in der Folge dennoch Hautrötungen oder -ekzeme auf, liegt der Verdacht einer Gummiallergie nahe. Ein Besuch beim Dermatologen sorgt hier für Klarheit – mittels Epikutantest kann der Arzt das für die Sensibilisierung verantwortliche Allergen identifizieren und der Patient dieses so zukünftig meiden.

 

Literatur: