Chronisches Handekzem

Patienteninformation
Chronisches Handekzem
Interview mit Dr. Heike Behrbohm und RA Erhard Hackler
Datum: 21.05.2012 | Kategorie: Interviews Von: T.K.
Ein Handekzem ist eine nicht ansteckende Hautentzündung an den Händen. Insbesondere bei schweren und chronischen Formen der Erkrankung ist die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt. Ein neuer Ratgeber soll nun umfassend über Ursachen informieren sowie therapeutische Behandlungskonzepte aufzeigen. Nickelfrei.de führte unlängst ein Gespräch mit Dr. Heike Behrbohm, Pressereferentin der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA) e. V., sowie dem Geschäftsführenden Vorstand, RA Erhard Hackler.

Geschäftsführer Erhard HacklerDeutsche Haut- und Allergiehilfe E.V.

 

Nickelfrei.de: Frau Dr. Behrbohm, der Ratgeber „Chronisches Handekzem”“ ist unter der Schirmherrschaft der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e. V. entstanden. Wie würden Sie die Ziele des Vereins definieren?

Behrbohm: Die DHA versteht sich als Interessenvertretung und Ansprechpartner für Patienten mit Allergien und Hauterkrankungen. Unser Ziel ist es, durch kontinuierliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit über Allergien und Hauterkrankungen aufzuklären, neue Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie vorzustellen und das Verständnis für die Probleme und Nöte von Hautpatienten und Allergikern in der Gesellschaft zu verbessern. Schließlich geben wir Orientierungshilfen für Verbraucher, indem wir Gütesiegel für nachweislich allergiker- bzw. hautfreundliche Produkte vergeben.

 

Nickelfrei.de: Etwa 10 Prozent der Deutschen leiden an einem Handekzem. Was sind die Ursachen dieser quälenden Entzündung?

Behrbohm: Die Ursachen des Handekzems sind sehr vielfältig. Eine wesentliche Rolle spielen drei Aspekte: Ein übermäßiger Kontakt mit Wasser oder hautreizenden Substanzen, Kontaktallergien sowie eine erblich bedingte Neigung, auf eigentlich harmlose Stoffe überempfindlich zu reagieren. Daher trifft es häufig Menschen, die täglich Feuchtarbeiten ausführen, wie beispielsweise Friseure, Floristen oder Reinigungskräfte. Gefährdet ist auch, wer zum Schutz vor Schadstoffen über längere Zeit Gummihandschuhe trägt und darin schwitzt. In beiden Fällen wird die Hautbarriere gestört, sodass hautschädigende oder allergieauslösende Substanzen leichter eindringen können. Damit steigt das Risiko für Kontaktallergien. Diese werden unter anderem ausgelöst durch nickelhaltigen Schmuck, bestimmte Duftstoffe, Konservierungsmittel, Färbemittel, Zement und Substanzen, die in der Verarbeitung von Metall oder Leder eine Rolle spielen. Gefährdete Berufsgruppen sind daher unter anderem Fliesenleger, Galvanikarbeiter, Zahntechniker und Maschinisten. Ein besonders hohes Risiko tragen Menschen, die bereits durch eine Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergisches Asthma vorbelastet sind.

 

Nickelfrei.de: Insbesondere ein chronischer Krankheitsverlauf kann aufgrund der unästhetischen Symptomatik die Lebensqualität von Betroffen stark beeinträchtigen. Welche therapeutischen Behandlungskonzepte sind hier indiziert?

Behrbohm: Die Behandlung eines chronischen Handekzems stützt sich auf drei Pfeiler: Vermeidung, Hautpflege und Therapie. Zunächst gilt es, die Auslöser des chronischen Handekzems zu finden und möglichst auszuschalten. Das gelingt zum Beispiel durch einen häufigeren Wechsel zwischen Feucht- und Trockenarbeit oder das Tragen von Handschuhen aus Baumwolle bzw. allergenarmem Kunststoff, um die Haut besser vor allergieauslösenden Substanzen zu schützen. Zweitens gilt es, die Haut täglich mit einer milden rückfettenden Creme oder Salbe ohne Duft- und Konservierungsstoffe zu pflegen. Auch am Arbeitsplatz muss ausreichend Zeit und Gelegenheit hierfür gewährleistet sein. Die Therapie reicht von Handbädern, einer äußerlichen Behandlung mit Harnstoff, Salicylsäure, Kortison oder Calcineurinhemmern über eine Lichttherapie bis hin zur innerlichen Behandlung mit Medikamenten in Tablettenform. Bei der Wahl der Therapie spielt eine Rolle, wie schwer das Handekzem ausgeprägt ist und wie hartnäckig es sich bei der Behandlung zeigt.

 

Ratgeber: Chronisches HandekzemNickelfrei.de: Herr Hackler, welche Idee steckt hinter dem neuen Ratgeber „Chronisches Handekzem”“?

Hackler: Patienten, die gut über Ihre Erkrankung Bescheid wissen, können dem Arzt gegenüber sicherer auftreten. Sie verstehen, worauf es bei der Therapie ankommt, können gezielt nachfragen und halten sich bei der Behandlung leichter an die Anweisungen des Arztes. Darüber hinaus haben Patienten, deren Hautprobleme beruflich bedingt sind, bestimmte Rechte, die sie unbedingt in Anspruch nehmen sollten. Vor diesem Hintergrund hat die DHA eine Patientenbroschüre erstellt, die über die Erkrankung aufklärt und beschreibt, was bei einem beruflich bedingten Handekzem zu tun ist.

 

Nickelfrei.de: Eine umfassende Patienteninformation ist für den langfristigen Behandlungserfolg unerlässlich. Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang Bedarf und Nutzen seriöser Gesundheitsportale wie Nickelfrei.de?

Hackler: Wer an einer chronischen Erkrankung leidet, ist stets auf der Suche nach neuen Informationen und Tipps für den Alltag. Auch der beste Hautarzt kann dem aus zeitlichen Gründen nicht immer gerecht werden. Seriöse Gesundheitsportale mit einer hohen Fachkompetenz sind daher eine wertvolle Ergänzung zur ärztlichen Behandlung.

 

Das Interview wurde geführt von Tobias Kemper.

 

Hinweis: Der Ratgeber „Chronisches Handekzem”“ kann bei der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e. V. kostenlos als pdf-Datei wie auch als Druckexemplar angefordert werden (Bestellung per Post oder Internet möglich). Zudem kann die Broschüre direkt über uns bezogen werden.