Unverträglichkeit nickelhaltiger Nahrungsmittel
Datum: 07.03.2012 | Kategorie: Lebensmittelallergie
Von: Roswitha Stracke
Das Thema nickelarme Ernährung wird nach wie vor sehr kontrovers behandelt. Unbestritten ist, dass bei einer IgE-vermittelten oder einer Kontaktallergie das auslösende Allergen gemieden werden muss. Doch wie sieht es bei einer Unverträglichkeit auf z. B. nickelreiche Bestandteile von Nahrungsmitteln aus? Eine Unverträglichkeit ist in der Regel nicht lebensbedrohend, daher wird sie von einigen Ärzten immer noch stiefmütterlich behandelt. Doch können die Beschwerden genauso gravierend sein wie bei einer „echten”“ Allergie – beispielsweise Organschäden als Folge der unbeachtet gebliebenen Unverträglichkeit (z. B. Niere, Leber, Darm, Nervenenden). Ein Grund für die mangelnde Information ist sicherlich, dass es noch keinen verbindlichen Test gibt, der diese Unverträglichkeit nachweisen kann. Dies kann nur durch eine genau abgesprochene, zeitlich begrenzte Karenz (= Verzicht) und die anschließende Provokation geschehen – eine mühevolle Methode, doch nur so ist eine (nahezu vollständige) Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Sie wissen nicht, ob eine Karenz überhaupt Sinn macht? Fakt ist: Ohne Karenz werden Sie nie eine Antwort auf diese Frage finden. Haben Sie eine Nickelkontaktallergie, sollte auf jeden Fall durch einen Verzicht überprüft werden, ob Nickel auch in Ihrer Ernährung eine Rolle spielt. Ohne nachgewiesene Kontaktallergie kann Ihnen eine Karenz helfen, Beschwerden zu eliminieren. Bei der Entscheidung sollte Ihnen Ihre Gesundheit wichtiger sein als die womöglich antiquierte Meinung des behandelnden Arztes (oder der uns angeborene „innere Schweinehund”“). Der Verzicht sollte einen Zeitraum von etwa 3 Monaten umfassen, da sich bereits gespeicherter Nickel nur schwer aus dem Körper löst (z. B. Schweiß, Urin). Nach diesem Zeitraum sollte eine wesentliche Besserung eingetreten sein, ansonsten ist Nickel nicht der (alleinige) Auslöser. Bleibt eine Besserung aus oder treten vereinzelte Symptome auch weiterhin auf, kann ein gezielter Allergietest eventuell andere Auslöser nachweisen. Zudem ist die Konsultation eines fachkundigen Allergieberaters empfehlenswert – diese können bei Karenz oder Suchdiät praktische und individuelle Hilfe leisten.
Eine Folge der heutigen Ernährung Im Falle einer Nickelsensibilisierung liegt meist eine Kombination aus Kontaktallergie und Unverträglichkeit auf nickelhaltige Nahrungsmittel vor. Die Probleme mit Nickel in unserer Ernährung haben im Laufe der letzten 20 Jahre enorm zugenommen, was größtenteils an der massiv geänderten Ernährungsweise liegt. Wurden nickelreiche Lebensmittel wie Kakao oder Haselnüsse früher seltener verzehrt bzw. waren Saisonartikel, sind diese Güter heute jederzeit verfügbar. Die heutige Nickelzufuhr überschreitet den täglichen Bedarf und kann in diesem Maße vom Körper nicht verarbeitet werden. Nickel ist ein Spurenelement, das aber für keine Interaktion des Körpers zwingend notwendig ist. Nur eine verschwindend geringe Menge (ca. 5 µg / Tag) kann vom Körper angenommen bzw. verarbeitet werden. Es gibt daher auch keine Nickelmangelerscheinungen. Eine für heutige Verhältnisse normale Ernährung führt dem Körper jedoch eine vielfache Menge Nickel zu. Ernährt man sich z. B. bewusst mit naturbelassenen Lebensmitteln (Vollkorn, nicht enthülste Hülsenfrüchte, Nüsse etc.), können Werte von über 1000µg / Tag oder gar pro Mahlzeit auftreten.
Nickel in Lebensmitteln Die Düngung mit nickelhaltigen Zusätzen, aber auch Industrieschlämme, die Luftverschmutzung und Abgase lassen den Nickelgehalt in Pflanzen kontinuierlich steigen. Besonders nickelreich sind daher Lebensmittel, die in der Nähe viel befahrener Straßen, Industriegebiete oder auch Tankstellen angebaut werden. Nickel reichert sich in den Randschichten bzw. im Strunk der Pflanzen (Getreide, Hülsenfrüchte usw.) an. Durch den Verzehr "mit Stumpf und Stiel" nehmen wir so automatisch enorme Mengen an Nickel zu uns. Bei Werbesprüchen wie "unsere Vorfahren haben schon das volle Korn genossen" gebe ich zu bedenken, dass auch unsere Vorfahren Getreide ausgesiebt und nicht das volle Korn verzehrt haben – der Mühlstein trennte "die Spreu vom Weizen". Zudem enthalten die äußeren Hülsen die sogenannten Lektine – Eiweiße, die ein Zusammenklumpen der roten Blutkörperchen bewirken können. Symptome einer Lektinevergiftung sind Darmentzündungen mit Schleimhautschädigungen, Ödeme oder Blutungen im lymphatischen System. Lektine sind Giftstoffe, die alle Getreidepflanzen zur Feindabwehr bilden. Tiere fressen deshalb kein (rohes) Getreide vom Feld – vielleicht sollte man sich daran an Beispiel nehmen. Seit Beginn des Gesundheitswahns ("Vitalstoffreiche Vollwertkost") hat die Industrie durch massive Lobbyarbeit dafür gesorgt, dass nahezu alle verarbeiteten Lebensmittel einen Vollkornanteil (als Ballaststoff massiv beworben) erhalten, gepaart mit Nüssen und Hülsenfrüchten (wie Erdnuss oder Soja / Sojamehl) als billige Geschmacksträger bzw. Ersatz für teurere Zutaten. Unverdauliche Getreidehülsen gelten als optimale Ballaststoffe, doch verursachen sie auch Schleimhautrisse und führen damit zu Darmstörungen (dabei finden sich faserreiche, darmfreundliche und zugleich nickelarme Ballaststoffe zu Genüge!). Zudem enthält mittlerweile nahezu jedes Süß- und Backwarenprodukt einen Kakaoanteil – das schmeckt gut und verkauft sich besser, jedoch hat Kakao ja bekanntermaßen einen Suchteffekt. Jeder Lebensmittelindustriezweig versucht, mit immer höheren Anteilen die Konkurrenz zu übertreffen. Man hat also kaum eine Möglichkeit, diesem Wahn auszuweichen. Leider betrifft dies auch die Baby- und Kleinkindnahrung – in dieser Altersgruppe lässt sich eine erhebliche Zunahme an Nickelallergien dokumentieren. Daher sollten Vollkornbreie oder Müslis bei Babys und Kleinkindern mit ihrem noch unreifen Darm – sowie im Hinblick auf Sensibilisierungen – ein absolutes Tabu sein. Auch wenn der Verzehr laut Verpackung "nach dem 4. Monat" möglich ist, muss das betreffende Produkt schließlich nicht zwangsläufig in die Ernährung aufgenommen werden – schließlich ist Nickel das weltweit stärkste Allergen!
Nickelreduzierte Alternativen Es gibt für alles eine Alternative – warum also nicht einmal nickelarme Zutaten ausprobieren? In der neuen Rubrik "Roswitha's Rezepte für eine nickelreduzierte Ernährung" auf Nickelfrei.de möchte ich Ihnen ab sofort schmackhafte Rezepte für nickelarme Delikatessen vorstellen. Natürlich gewöhnt man sich im Laufe der Zeit an manch liebgewordene Lebensmittel. Dennoch hoffe ich, Sie anhand meiner Rezepte für die zahlreichen Alternativen begeistern zu können. Schließlich sind wir bis ins hohe Alter lernfähig – nutzen wir also unser Hirn, lösen uns von eingefahrenen Ess- und Kochgewohnheiten und lernen stattdessen, mit anderen (nickelarmen) Zutaten lecker und einfallsreich zu kochen. Jeden Monat werde ich Ihnen auf Nickelfrei.de ein neues Back- oder Kochrezept präsentieren. Die Rezepte stammen u. a. aus meinem aktuellen Kochbuch "Mix 3" (100 nickelarme Rezepte; mehr dazu auf www.allergieberatung-stracke.de), hinzu kommen zahlreiche neue, bisher unveröffentlichte Kreationen. Sollten Sie ein spezielles Rezept oder eine nickelarme Variante Ihres Lieblingsgerichts suchen, können Sie Ihren Wunsch gerne an die Redaktion richten (rezept(at)nickelfrei.de), ich werde dann gezielt darauf eingehen. Ich wünschen Ihnen guten Appetit, lassen Sie sich's schmecken!
Ihre
Allergieberatung Roswitha Stracke |
Über Nickelfrei.de
Pressesprecherin des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e. V.
„Nickelfrei.de bietet Ratsuchenden seriöse Informationen und kompetente Entscheidungshilfen – ein idealer Service für betroffene Allergiker.” Neueste Beiträge im Forum
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